Sarah Sprinz: In unserem Universum sind wir unendlich
Besprechung
Eine ergreifende Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern
Die Bücher der 1996 in Tettnang am Bodensee geborenen Sarah Sprinz stehen regelmäßig auf der Spiegel-Bestseller-Liste, sind im Bastei Lübbe Verlag erschienen und spielen an Universitäten oder in Internaten. Meist stehen Freundschaften und die Liebe im Mittelpunkt der Handlung.
Auch der neue Jugendroman der Autorin, den der Thienemann Verlag herausgebracht hat, handelt von der großen Liebe, und zwar einer sehr besonderen, denn der Ich-Erzähler, der schüchterne Ansel und der weltgewandte Elias lernen sich auf der Intensivstation eines Krankenhauses kennen. Elias ist an einem Gehirntumor erkrankt, nach allen Therapien, die möglich gewesen sind, ist nun klar, dass er sterben wird. Es gibt keine Hoffnung auf Heilung. In dieser Situation begegnen sich Ansel und Elias zum ersten Mal. Ansel macht nach dem Abitur ein dreimonatiges, unbezahltes Praktikum auf der Intensivstation, denn er will unbedingt Arzt werden, aber sein Notendurchschnitt reicht für ein Medizinstudium nicht aus. Ansel weiß, dass er homosexuell ist und er hat während seiner Schulzeit unter der versteckten oder offenen Diskriminierung durch seine Mitschüler sehr gelitten; selbst sein bester Freund Henning ist dann nicht für ihn eingetreten, Ansel selbst jedoch auch nicht, da er dazu nicht genug Mut aufgebracht hat. Zwar weiß Ansels Familie über seine Homosexualität Bescheid, aber die Eltern halten sie für eine „Phase“ und mit seinem älteren Bruder versteht er sich nicht, da er sich von dem lebenslustigen Noah nicht akzeptiert fühlt.
Ansel fühlt sich sofort zu Elias hingezogen, versucht ständig in seiner Nähe zu sein und muss mitansehen, wie der junge Mann unter seiner Krankheit leidet. Er wagt es jedoch nicht, sich Elias zu offenbaren, da dieser schließlich Patient und todkrank ist, und außerdem findet Ansel heraus, dass Elias aus einer völlig anderen Welt als er selbst stammt: Elias hat das Eliteinternat Salem besucht, seine Mutter ist Oberärztin in der Klinik, die Familie wohnt in einer riesigen Villa am Bodensee und Elias hat nach dem Abitur Schauspiel und Regie in Wien studiert. Aber zu Ansels großer Verwunderung verliebt sich auch Elias in ihn und obwohl beide wissen, dass ihnen nur wenige Monate oder Wochen bleiben, leben sie ihre Liebe.
Sie brechen zu einer Reise nach Schottland auf und zu Ansels Erstaunen unterstützen Elias‘ Eltern dieses Vorhaben, weil es ihren Sohn glücklich macht. Sie trauen Ansel zu, dass er für Elias sorgen kann, und Ansel wird ihr Vertrauen zu seiner eigenen Verwunderung nicht enttäuschen. Der todkranke Elias sorgt dafür, dass Ansel mehr Selbstvertrauen und Mut entwickelt. Beide stehen für einander ein, bis Elias nach der Reise im Krankenhaus stirbt und Ansel verzweifelt zurücklässt. Aber Ansel ist nicht mehr derselbe und nimmt sein Leben nun tapfer selbst in die Hand, wobei ihm die Briefe, die Elias vor seinem Tod geschrieben hat, helfen, mit dem Unvermeidlichen fertigzuwerden. Außerdem erhält er tatsächlich einen Studienplatz für Medizin, söhnt sich mit seinem Freund Hennig aus, begreift, dass sein Bruder Noah ihn versteht und liebt und dass er selbst über mehr Fähigkeiten verfügt, als er je zu hoffen gewagt hat.
Didaktische Hinweise
Diese wundervoll zarte Liebesgeschichte wird Jugendliche ab 14 Jahren zu Tränen rühren, da hier zwei junge Menschen über sich hinauswachsen und sich beistehen, obwohl sie wissen, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben. Die Geschichte einer ersten großen Liebe wird junge Leserinnen und Leser erfahrungsgemäß ansprechen und faszinieren. Außerdem kann man im Unterricht bei der Lektüre Themen wie soziale Unterschiede und Homophobie in der Schule und im Alltag ansprechen. Denn Ansels Mitschüler verletzen ihn durch scheinbar harmlose Späße zutiefst; ihr Spott führ dazu, dass ihm vor jeder Sportstunde graut und dass er sich selbst verachtet. Dieser Roman ist sicherlich dazu geeignet, vor allem junge Männer für homophobe Verhaltensweisen und Schimpfwörter zu sensibilisieren. Unterrichtsmaterialien gegen Homophobie finden sich unter anderem auf der Website der GEW.
Gattung
- All Age
- Romane
Eignung
sehr gut als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 9 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Familien- und Sexualerziehung
FÜZ
- Familien- und Sexualerziehung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2022ISBN
9783754004524Umfang
432 SeitenMedien
- Buch
- E-Book
- Hörbuch