Moritz Jörgens, Julia Sander, Sybille Werner (Hg.): Leseförderung in der Ganztagsschule
Besprechung
Das Sach- und Fachbuch widmet sich dem Thema Leseförderung und nimmt dabei vor allem die Ganztagsschule in den Blick. Einleitend werden zunächst die grundlegenden Rahmenbedingungen für ein Konzept „Leseförderung in der Ganztagsschule" erwogen. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse zum Lesekompetenzerwerb und zur Situation der schulischen Leseförderung in Deutschland zusammengefasst. Weiterhin wird grundlegend ein Blick auf die Entwicklung, die Konzeption, die Möglichkeiten und die Ziele von Ganztagsschule geworfen, insbesondere aber auch mit dem Fokus auf die Leseförderung.
Die Einleitung stellt folgend die in dem Buch enthaltenen Beiträge in einer groben Übersicht vor.
Die Beiträge befassen sich mit folgenden Themen:
- Leseförderung und Bildungsgerechtigkeit
- Konzeptionen der Leseförderung
- Implementation von Leseförderung (mit einem Beitrag in englischer Sprache zum Thema „Reading literacy work in Finland“)
- Praxisprojekte
- Kooperationen mit Bibliotheken
Dem Anliegen der Leseförderung liegt in hohem Maße die Forderung nach Bildungsgerechtigkeit zugrunde. Insbesondere der persönliche Zugang zu Büchern und die Bedeutung von Lesen und Vorlesen im Elternhaus erweisen sich immer wieder als Hürden, wenn es um die Chancengleichheit von Schülerinnen und Schülern geht. Hier möglichen Defiziten durch eine wirksame Leseförderung insbesondere in Ganztagsschulen entgegenzusteuern, ist Tenor des Fachbuches. Neben der Förderung der Lesemotivation werden aber auch grundlegende Strategien zur Verbesserung der Lesekompetenz dargestellt und kritisch beleuchtet.
Jedem Kapitel des Buches sind ausführliche Literaturlisten angefügt, was verdeutlich, dass das Buch wissenschaftlichen Standards folgt und fundierte Erkenntnisse anbietet. Aufgrund der umfassenden Quellenangaben können sich interessierte Leserinnen und Leser auch eigenständig weiter in die Thematik einarbeiten können.
Didaktische Hinweise
Das Fachbuch ist insbesondere Pädagoginnen und Pädagogen empfohlen, die sich für die Leseförderung der Schülerinnen und Schüler einsetzen und die Leseförderung voranbringen möchten. Das werden in erster Linie Deutschdidaktikerinnen und Deutschdidaktiker sein. Da das Thema Leseförderung aber auch in anderen Fächern von grundlegender Bedeutung ist – hier sei auf die aktuelle Diskussion zum Thema „sprachsensibler Fachunterricht" und auf die Zielsetzung von #lesen.bayern verwiesen – ist das Buch auch Lehrkräften anderer Fachrichtungen empfohlen.
Das Herausgeberteam zeigt den wissenschaftlichen Hintergrund und mögliche Ansätze zur Implementierung von Leseförderung im Unterricht allgemein auf. Es widmet sein Hauptaugenmerk aber insbesondere der Stärkung der bildungsbenachteiligten Kinder. So sind die Praxisbeispiele teils im Grundschulbereich angesiedelt, da gerade die ersten Schuljahre von enormer Bedeutung für die Leseförderung der Kinder sind – vor allem eben der Kinder, die zuvor im Elternhaus nur wenige oder gar keine Leseerfahrungen sammeln konnten. Lehrkräfte der Sekundarstufe I können aus den grundschulbezogenen Praxisbeispielen aber durchaus Anregungen gewinnen, wie die Leseförderung auch in den so wichtigen Jahrgangsstufen 5 und 6 und darüber hinaus zielgerichtet betrieben werden kann. Denn laut der IGLU-Studie 2016 können 19% der Schülerinnen und Schüler in Deutschland am Ende der Grundschulzeit als leseschwach bezeichnet werden (vgl. S. 168). Ein weiteres Praxisbeispiel stellt das aus Bayern stammende Konzept INSL vor, welches die „Integration durch Sprach- und Lesekompetenz aufzeigt – ein nachhaltiges schulübergreifendes Konzept zum Auf- und Ausbau der Sprach- und Lesekompetenz (nicht nur) an Realschulen". Dies ist ein Konzept, das mit dem Deutschen Lesepreis 2019 prämiert wurde. Auch ein außerschulisches Leseförderkonzept des Vereins Lernmobil e. V., welches im schulischen Ganztag Anwendung gefunden hat, wird vorgestellt.
Das Fachbuch stellt für Lehrkräfte, die sich in der Leseförderung einbringen möchten, eine fundierte Informationsquelle dar und zeigt umsetzbare und finanzierbare Möglichkeiten und Chancen für die Leseförderung in Schulen, vor allem in Ganztagsschulen auf. Denn, dass gerade beim Thema Leseförderung die finanzielle Ausstattung einer Schule häufig ein Stolperstein ist, ist sachkundigen Leserinnen und Lesern durchaus bewusst. Diesbezüglich bietet das letzte Kapitel Anregungen für Kooperationen mit Bibliotheken. Macht man sich gerade hinsichtlich der Ganztagsschule klar, dass für Schülerinnen und Schüler im Ganztag der Gang in eine öffentliche Bibliothek schon durch die langen Unterrichtstage erschwert ist, so kann das Fachbuch hier Lösungsansätze bieten: Das letzte Kapitel macht Vorschläge, wie die öffentliche Bibliothek auch in die Schule gebracht werden kann.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Literatur, Lesen, Sprache
- Pädagogik, Psychologie
Zielgruppe
LehrkräfteEignung
als Theorie für LehrkräfteAltersempfehlung
Jgst. 1 bis 10Fächer
- Deutsch
- Zusätzliche Fächer (Fachunterricht)
FÜZ
- Sprachliche Bildung
Erscheinungsjahr
2022ISBN
9783779964599Umfang
253 SeitenMedien
- Buch