Antonia Michaelis: Der Koffer der tausend Zauber

Besprechung

Die mitreißende Reise zweier ungleicher Freunde durch Madagaskar auf der Suche nach einer wunderschönen Stimme

Antonia Michaelis‘ neuer Roman spielt in Madagaskar, in einer Welt voller Armut, Aberglauben, Schönheit und voller Zauber. Einen wirkmächtigen Zauber hätte der elfjährige Straßenjunge Be dringend nötig, denn er lebt, seit er denken kann, auf der Straße, ohne Eltern und im Grunde auch ohne Freunde; nur den fünfzehnjährigen Koto bewundert er, der sich tapfer und auf seine Würde bedacht durchschlägt, der sich anders als die übrigen Straßenjungen wäscht und auf seine wenige Kleidung achtet, der lesen lernt und der stets einen alten Lederkoffer auf Rollen mit sich herumzerrt, den er angeblich von einem Magier geerbt hat.

Eines Tages ist Koto verschwunden und Be „erbt“ seinerseits den Koffer, der sich als Fundgrube für ungewöhnliche Dinge erweist, als Koffer der tausend Zauber. In einem Geheimfach findet Be eine Karte, die ihn zu einem Schatz führen wird, und das Bild eines fünfjährigen Mädchens. Er glaubt fest daran, dass es in Gefahr ist und er es retten muss. Auf seinem Weg durch Antananarivo, der Stadt der Städte, gelangt er zu einer wunderschönen Villa, in der der weiße Junge Benja lebt. Benja ist unglücklich, auch er hat keine Freunde, seine Mutter liegt den ganzen Tag im Bett und leidet unter Depressionen, sein Vater ist nie zu Hause, sondern reist als Sprachwissenschaftler kreuz und quer über die Insel. Benja und Be beschließen, loszuziehen und dem Geheimnis des Koffers auf den Grund zu gehen. Denn es gilt mehrere Rätsel zu lösen: Von wem stammt der Koffer, der offensichtlich einem Zaubertrickkünstler gehört hat? Was ist mit dem fünfjährigen Mädchen Kintana geschehen, das über eine zauberhafte Stimme verfügt hat und das als Wunderkind schon aufgetreten ist? Welcher Schatz verbirgt sich an dem Ort, der auf der Karte eingezeichnet ist? Außerdem ist da noch diese wunderschöne Stimme, die Be immer wieder zu hören glaubt, und der tote Koto, der Be ebenfalls immer wieder einmal erscheint, und die buckelige alte Zauberin, die ganz in Schwarz gekleidet, immer wieder einmal auftaucht. Aber die beiden Freunde Be und Benja werden auch von ganz reale Gefahren bedroht, ein schwarzer SUV hat es auf sie abgesehen und Ndrema, der fünfzehnjährige Widersacher Kotos, verfolgt Be und Benja. Am Ende löst sich alles ganz wunderbar auf, wobei der Koffer eine zentrale Rolle spielt.