Kim de l‘Horizon: Blutbuch

Besprechung

Kim de l’Horizon, der mit seinem Roman den deutschen Buchpreis 2022 gewann, bewegt sich in eigenen literarischen Sphären. Sein Schreibstil ist von ungeheurer Wucht und schonungsloser Offenheit geprägt, was die/den Leser/in spüren lässt, wie sehr es dem Autor ein inneres Bedürfnis ist, seine Gedanken niederzuschreiben. Seine Erzählweise ist unkonventionell und fordert die Leserschaft heraus.

Die Hauptfigur, deren seelische Abgründe mit großer Offenheit geschildert werden, ist eine Transgender-Person. Das Buch gewährt tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt und ihre inneren Kämpfe. Selbst ihre Sexualpraktiken werden in ausführlichen Schilderungen thematisiert. Durch diese Darstellung werden die psychischen Belastungen, mit denen Transgender-Personen oft konfrontiert sind, eindringlich vermittelt. Als Leser/in wird man mit einer komplexen und chaotischen Lebenswirklichkeit des Protagonisten konfrontiert.

Der Autor sprengt Genre-Grenzen und bietet somit eine abwechslungsreiche und intensive Leseerfahrung. Das Buch vereint eine Vielzahl von Sprach- und Erzähltechniken, wie zum Beispiel Erinnerungen, historische Recherchen, Briefe, Tagebucheinträge, Gedichte und gedankliche Fußnoten. Die Sprache wechselt zwischen Deutsch, Englisch, Schweizer Dialekt und Jugendsprache. Diese stilistische Freiheit verleiht dem Werk einen besonderen Reiz.