J. L. Carr: Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten

Besprechung

Auch dieses Buch J. L. Carrs spielt wie sein „Monat auf dem Land“ in der englischen Provinz. Es geht um den märchenhaften, aber kurzen Aufstieg eines dörflichen Fußballteams bis ins Pokalfinale ins Wembley-Stadion.Der (fiktionale!) Text spielt 1973/74 in Yorkshire. Entscheidend für den unglaublichen und unerwarteten Erfolg ist zunächst einmal der Rektor der Dorfschule, Kossuth. Er ist mit seiner schönen Frau aus Ungarn nach England geflüchtet und hat neue pädagogische Ideen, auch für den Fußball. Dann gibt es noch Alex Slingsby, Trainer der Dorfmannschaft, Fußballtalent mit Karriereknick und tragischem Schicksal: Er arbeitet jetzt als Lehrer und pflegt seine behinderte Frau. Weiter ist da der Vorsitzende des Vereins, der reiche Bauer Arthur Fangfoss, skurriles Original (meinungsstark, mit zwei Frauen …) und neben einigen weiteren interessanten und anrührenden Gestalten der vom Leben gebeutelte Ich-Erzähler Joe Gidner, Sekretär (d. h. Mädchen für alles). All diese Figuren sind für den Gang der Dinge ebenso wichtig wie die (ausführlich dargestellte) Fußballgeschichte. Diese wird immer wieder philosophisch kommentiert, wenn es etwa heißt, dass beim Fußball brave graue Männer ihrer Wut und Verzweiflung für zwanzig Pence mal so richtig Luft machen können. Das Buch ist sehr sehr komisch (Monika Köpfer vermittelt in ihrer Übersetzung überzeugend den hintergründigen englischen Humor), geht sehr liebevoll mit seinen Figuren um und dürfte für lesende Fußballfans unwiderstehlich sein. Das ist es sogar für Nichtfans, die hier vielleicht endlich verstehen, was am Fußball so faszinierend sein kann.