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Maja Nielsen: Der Tunnelbauer

Besprechung

Ein packender Roman über die legendären Fluchten aus der DDR – treffender als diese Beschreibung des Klappentextes lässt sich der Roman kaum charakterisieren.

In personaler Erzählweise lernt man die Geschichte von Achim und Chris, ihre Freundeskreise und die Beweggründe für ihr Handeln gut kennen. Die Handlung setzt vor dem Bau der Mauer ein. Achim und Chris treffen sich mit Freunden, die noch in Westberlin studieren dürfen. Ein Wechsel zwischen den beiden Staaten ist noch gut möglich. Im Ostseeurlaub, wo sich Achim und Chris ineinander verlieben, spüren sie zum ersten Mal die Willkür des DDR-Staates: Ihr Freund Lampe, der bei einem Fest nur schlichtend in Randale eingreifen wollte, wird in einem wahnwitzigen Verfahren als Rädelsführer des Aufruhrs zu acht Jahren Haft verurteilt. Achim ist geschockt. Kurz darauf wird die Mauer gebaut und den Freunden das Studium in Westberlin verwehrt. Achim und sein Freund Hase beschließen zu fliehen. Mit Hilfe eines Schweizer Passes gelingt Achim problemlos die Flucht über die Grenze. Währenddessen wird Chris von der Stasi zur Spitzeltätigkeit gezwungen. Den einzigen Weg, um ihre Freundinnen Bea und Janna zu schützen, sieht sie darin, sich von den beiden zu distanzieren. Die inneren Konflikte, die Chris ausficht, die Ausweglosigkeit aus ihrer Situation, werden der Lesering/dem Leser nur zu gut bewusst. 
In der BRD fühlt sich Achim zunächst recht alleine und sieht seine Aufgabe darin, weiteren Menschen und vor allem seiner Freundin Chris zur Flucht zu verhelfen. 
Der erste Tunnel in der Bernauer Straße wird gebaut, doch Chris kann ihn nicht nutzen: Weil Wasser in den Tunnel einbricht, muss die Flucht früher als geplant stattfinden. Achim schuftet weiter Tag und Nacht am nächsten Tunnel, um Chris zur Flucht zu verhelfen. Doch bevor sie durch den Tunnel fliehen können, wird der Bau aufgedeckt. Chris und auch Achims Mutter werden verurteilt und müssen in DDR-Gefängnissen einsitzen.
Achim weiß von diesen Schicksalen, ihm gelingt es nicht, sich auf sein Studium in der neuen Heimat zu konzentrieren, weiter investiert er jede freie Minute in den Bau eines neuen Tunnels.
Wird es ihm noch gelingen, Chris zu sich zu holen?

Didaktische Hinweise

Maja Nielsen, die vielen von ihren „Abenteuer!“- Sachbüchern bekannt ist, ist es gelungen, durch das Beispiel von Achim und Chris das Schicksal von vielen Bewohnern der DDR zu verdeutlichen. Welche Folgen dieser Überwachungsstaat für einzelne Menschen haben kann, wird am Beispiel von Chris und Achim, die eigentlich beide dem System der DDR wohlgesinnt sind und viele Vorteile sehen und genießen, überdeutlich. Die Geborgenheit kann schnell in ein machtloses Ausgeliefertsein kippen.
So gehört dieses Buch eigentlich in jeden Unterricht. Dort kann es als Klassenlektüre oder in Form einer Buchvorstellung gut zum Einsatz kommen kann. Die Anregungen und Querverweise auf andere Quellen im Buch laden zu einer tieferen Auseinandersetzung ein. Hervorragendes kostenfreies Material bietet der Gerstenverlag.

Gerade die Aufgaben von Dana Haufschild mit methodisch unterschiedlichsten Aufgaben tragen dem Inhalt des Buches, der individuellen Wahrnehmung und dem Gegenwartsbezug Rechnung. Ein rundum gute Lektüre, die auch von Boys and Books empfohlen wird. 
Einziger kleiner Kritikpunkt: Wünschenswert wäre nur ein anderes Cover, das die Zielgruppe der ab 14-Jährigen besser anspricht. 

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Geschichte

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2024

ISBN

9783836962308

Umfang

186 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book