Marc-Uwe Kling: Qualityland
Besprechung
Nach dem gleichnamigen Erfolgsroman ist nun auch die grafische Novelle von Mark-Uwe Kling erschienen. Illustriert wurde der erste Band von dem amerikanischen Künstler und Autor Zachary Tallent.
Qualityland ist ein Gedankenspiel in einer nicht allzu fernen Zukunft. Wie könnte das Leben aussehen nach drei Jahrhundertkrisen in einer Dekade? Wie weit geht der technische Fortschritt? Wie abhängig und kontrollierbar ist die Gesellschaft?
Mark-Uwe Kling erzählt einen radikalen Weg. Die Maschinen werden immer menschlicher und die Menschen immer maschineller. Der Algorithmus regelt alles – Arbeit, Freizeit und Beziehungen. Er regelt das Verhalten der Menschen und stuft deren Verhalten in Level ein. Damit verbunden sind Freiheiten und Möglichkeiten, am öffentlichen Leben teilzuhaben. Welcher Partner passt zu dir? Was ist dein nächster Wunsch? Der Algorithmus weiß alles.
Der Maschinenverschrotter Peter Arbeitsloser ist skeptisch. Als seine Freundin mit ihm Schluss macht, rutscht er auf Level 9 ab und spürt nun, dass er zu den Nutzlosen gehört. Sogar sein bester Freund wendet sich von ihm ab, weil dieser Angst hat, auch in seiner Bewertung herabgestuft zu werden.
Als Peter Arbeitsloser von einer Drohne einen Delphinvibrator geliefert bekommt, versucht er vergeblich diesen zurückzugeben. Aber das System lässt dies nicht zu.
Im zweiten Erzählstrang geht es um die Machenschaften auf Regierungsebene und die anstehenden Wahlen. Die beiden Kandidaten sind Conrad Koch, ein ehemaliger Fernsehkoch und Besitzer eines Imperiums an Nahrungsmittelherstellern und der Androide John Of Us, mit einer kaum vorstellbaren KI und dem Wahlslogan: „Maschinen machen keine Fehler“. Er ist selbst den Hintermännern zu perfekt, da es diesen nicht um politische Inhalte geht, sondern um Machterhaltung.
Gegen Ende des ersten Bandes lernt Peter eine Hackerin kennen, die ihn bezüglich seiner misslichen Situation aufklärt und einige erkenntnisreiche Einblicke in die Funktionsweisen der Algorithmen und Programmcodes gibt. Sie gibt ihm noch den Hinweis, bei Problemen zum „Alten“ zu gehen, womit der Band 2 eingeleitet werden soll.
Die grafische Novelle kommt deutlich ernster daher als ihr gleichnamiger Roman. Sprechblasen sind verschiedenfarbig hinterlegt und helfen dem Leser/der Leserin, zwischen dem Gedachten und dem Gesprochenen von Menschen und Maschinen zu unterscheiden.
Didaktische Hinweise
Für den Kunstunterricht und den Musikunterricht ist das Gedankenspiel „Was wäre, wenn alles so weitergeht?“ sicher ein reizvolles Spielfeld auch für Schülerinnen und Schüler. Selbstfahrende Autos, Drohnen, die Waren liefern, Androiden, bei denen die Grenzen von Mensch und Maschine verschwimmen.
Für z. B. den Ethikunterricht drängt sich die Frage auf, wie menschlich Maschinen werden können, wie frei Maschinen entscheiden dürfen. Etwa bei einer bevorstehenden Kollision eines selbstfahrenden Autos, die in Sekundenbruchteilen bei einer Triage – ein hochaktuelles Thema – über Leben und Tod entscheiden müssen. Können Maschinen irgendwann fühlen? Mitfühlen?
Als Klassenlektüre im Ganzen ist das Buch dennoch nicht geeignet, da einige Szenen nicht jugendfrei sind. Nahe liegt die Überlegung, das Hörbuch und den Roman abwechselnd in Auszügen zu bearbeiten und gezielt Bilder aus der grafischen Novelle für Arbeitsaufträge zu verwenden.
Gattung
- Comics, Comic-Romane, Graphic Novels
- Fantasy
Eignung
in Auszügen geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 12Fächer
- Kunst
- Medienerziehung
- Natur und Technik
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
FÜZ
- Alltagskompetenz und Lebensökonomie
- Medienbildung/Digitale Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2020ISBN
9783863912239Umfang
176 SeitenMedien
- Hörbuch
- Buch