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Francesca Schmidt: 1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten

Besprechung

Die Biographie „1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten” von Francesca Schmidt ist eine Zeitreise in die Hochzeit der Epoche des Sturm und Drang, die nur in Deutschland ihre Wurzeln hat. Diese Epoche mit all ihren Vertretern und Strömungen, die zeitlich zwischen 1765-1785 eingebettet ist, wird chronologisch am Jahr 1774 aufgezeigt. Das Buch teilt sich in 12 Monatskapitel, die am Ende durch zahlreiche Personen- und Bildnachweise ergänzt werden.  

Der Einstieg erfolgt durch den ersten Kontakt mit dem jungen Johann Wolfgang von Goethe, wobei das „von” erst 1982 dazugekommen ist, der schlittschuhlaufend in seiner Geburtsstadt Frankfurt am Main seinem liebsten Hobby frönt. Im Lauf der Geschichte kommen immer neue Weggefährten des damals noch nicht so berühmten Dichters hinzu, die mit allen ihren Befindlichkeiten beschrieben werden. Dabei wird auf Dialoge zwischen den Literaten verzichtet, sodass die vielen Details über Familienverhältnisse, Liebschaften, Geldprobleme, Streitigkeiten, Reiseeindrücke, Veröffentlichungen und den damit verbundenen Gefühlregungen teilweise verworren anmuten. Dies ist z. T. auch der Vielzahl der Protagonisten geschuldet, denn neben Goethe werden so bekannte Namen wie Lenz, Schubart, Lavater, Klinger, Herder, Merck und Boie in die Geschichte eingeführt, teilweise aber auch deren Familien und Freundeskreise. Thematisch vereint alle das Streben nach einer besseren Welt, in der sie sich von ihren Vätern lossagen wollen und sich als freie junge Männer verstanden fühlen. 

Den Grundstock der Informationen erhält die Leserschaft durch unzählige, leidenschaftliche Zitate aus Briefen und Tagebüchern, die zu dieser Zeit das Hauptmedium gewesen sind. Die meisten Vertreter sind 1774 zwischen 20 und 30 Jahre alt, lehnen sich gegen die starren gesellschaftlichen Regeln auf und streben nach Selbstentfaltung und Gedankenfreiheit, welche sie in ihren Werken zum Ausdruck bringen. Kein Wunder also, dass der Briefroman „Die Leiden des jungen Werther(s)” von Goethe, in dem der tragische Held den Freitod wählt, in seinem Entstehungsjahr viele Anhänger findet. Auch hier wird ein Tabuthema dieser Zeit angesprochen, ebenso wie in Goethes Werken „Faust” und „Prometheus”, die ebenfalls 1774 entstehen und sich mit der Abkehr von Traditionen und Autoritäten auseinandersetzen. Neben diesem literarischen Tatendrang stellt Goethe auch noch sein malerisches Talent unter Beweis, was ihm in der damaligen Gesellschaft den Zusatz „Genie” einbringt. 

Didaktische Hinweise

Insgesamt ist das Buch sprachlich anspruchsvoll, inhaltlich fundiert sowie intensiv recherchiert und es liefert zahlreiche neue Einblicke in das Leben der jungen Genies zu dieser Zeit. Durch die vielen Zeitsprünge, Namensangaben und Ortswechsel fällt es an machen Stellen schwer, dem „roten Faden” thematisch zu folgen, insbesondere wenn der Wunsch besteht, von einer Persönlichkeit mehr zu erfahren.

Die Biographie eignet sich nicht für den Einsatz im Unterricht, bietet jedoch vielfältige  Hintergrundinformationen für Lehrkräfte zur Vorbereitung des Literaturunterrichts der Oberstufe.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

als Theorie für Lehrkräfte

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Sprachliche Bildung
  • Kulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783878001553

Umfang

295 Seiten

Medien

  • Buch