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Ryeo-Ryeong Kim: Eins - zwei. Eins - zwei - drei.

Besprechung

Entwicklungsroman aus Korea, in dem der 17-jährige Wan-Duk am Buchende bereit ist, im Versteckspiel des Lebens auch einmal der Fänger zu sein

Wan-Duk lebt zurückgezogen für sich, pflegt keine Kontakte und ist auch einmal längere Zeit tatsächlich allein, wenn sein Vater und sein Onkel, nachdem sie ihren Job in einem Tanzstudio verloren haben, als illegale Händler durch die Lande ziehen. Nur sein Lehrer Dung Ju lässt ihn nicht in Ruhe. Er gängelt ihn mit „Freiwilligem Lernen“, drängt ihm Esspakete für Sozialhilfeempfänger auf, die Wan-Duk auch tatsächlich braucht, und hat seinem Vater den Floh ins Ohr gesetzt, dass sein Sohn das Zeug zum Schriftsteller hat. Wan-Duk selber nennt er nur „Schwachkopf“ und verheißt ihm eine Zukunft als Gangster. Und doch ist es Dung Ju, der Wan-Duk durch seine Sticheleien in Bewegung oder – wie Wan-Duck am Ende selber sagt – aus seinem Versteck hervorholt (S. 202 f.). Dazwischen liegen viele kleine Schritte, angefangen vom Kennenlernen der Mutter, einer ersten Beziehung zu einem Mädchen, einem Wandel vom Schlägertypen zum Kickboxer bis hin zu einem ganz anderen Blick auf seinen Lehrer, der tatsächlich in vielerlei Hinsicht der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist.

Der Leser erlebt die Welt aus Sicht Wan-Duks und damit erkennt er wie Wan-Duk selbst erst spät den wahren Dung Ju. Auch wird der gesellschaftliche Hintergrund mit Leistungsdenken, sozialen Randgruppen und prekären Verhältnissen erst nach und nach deutlich. Hinzu kommen Wan-Duks persönliche Lebensumstände im Übergang zum Erwachsenwerden. Neben dieser fremden Welt, die sich dem Leser offenbart, sind wohl besonders Erzählstil und Sprache ungewohnt wie interessant zugleich. Letztere ist bisweilen derb, aber immer sehr bildhaft.

Didaktische Hinweise

Der Coming-of-Age-Roman ist gerade männlichen Teenagern zum Lesen vorzuschlagen. Wie die Hauptperson erleben auch sie den Schritt ins Erwachsenwerden.

Das Buch gibt einen Blick auf die koreanische Kultur frei. Welche Werte und auch Wertungen (z. B. in der Formulierung „von drüben“, mit der immer über Wan-Duks Mutter gesprochen wird) werden im Buch deutlich?

Gerade wegen der Unterschiede zum Deutschen ist die Übersetzung der koreanischen Sprache interessant. So bieten sich zahlreiche Buchzitate zur Beschreibung und Reflexion sowie zur Übertragung in die eigene Ausdrucksweise an.

Bei der Betrachtung der Handlungsstränge lohnt immer die Frage, welche neue Handlungen/Ereignisse auftauchen und wer diese ausgelöst hat. Eine Ordnung über einen Handlungsstrang ähnlich einer Zeitleiste hilft dabei.

Die zentralen Stellen in Form von Aussagen Wan-Duks liegen am Ende der Geschichte, wenn Wan-Duk auch selbst Bilanz zieht. Neben der Seite 175 ist vor allem das letzte Kapitel hier zu nennen.

Und warum ist wohl der Fahrplan der U-Bahn Seouls im Buchumschlag abgedruckt? 

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Berufliche Orientierung
  • Interkulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783905804980

Umfang

206 Seiten

Medien

  • Buch