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Suzie Miller: Prima Facie

Besprechung

„Prima Facie“ von Suzie Miller wurde ursprünglich als Theaterstück verfasst und wird z. Z. weltweit aufgeführt. Die vorliegende Romanfassung erzählt die Geschichte von Tessa Ensler, einer brillanten Strafverteidigerin, die sich aus einfachen Verhältnissen an die Spitze der juristischen Elite gearbeitet hat. Tessa verteidigt vor allem Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt werden. Sie glaubt fest an die Prinzipien des Rechtsstaats, insbesondere an die Unschuldsvermutung, wonach jeder Mensch als unschuldig gilt, bis seine Schuld bewiesen ist. Die Handlung nimmt jedoch eine dramatische Wendung, als Tessa selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs wird. Der Täter ist ausgerechnet ihr Kollege Julian Brooks, mit dem sie zusammen in einer renommierten Londoner Rechtsanwaltskanzlei arbeitet und mit dem sie zunächst eine freundschaftliche, später eine romantische Beziehung eingeht. Nach einer gemeinsamen Nacht in Tessas Wohnung, in der Julian ihre klar gesetzten Grenzen missachtet und sie gegen ihren Willen zum Sex nötigt, entscheidet Tessa sich, Anzeige gegen ihn zu erstatten. Tessa findet sich plötzlich auf der anderen Seite des Gerichtssaals wieder – dieses Mal als Opfer, wobei Tessas Vertrauen in das Rechtssystem zutiefst erschüttert wird, denn sie wird nun genau mit den juristischen Strategien konfrontiert, die sie selbst als Anwältin perfekt beherrscht hat, Strategien, die darauf abzielen, Zweifel an den Aussagen der Opfer zu säen. Tessas Glaubwürdigkeit wird infrage gestellt, ihre Aussagen werden angezweifelt, ihre Persönlichkeit wird analysiert und vor Gericht angegriffen. So wird Tessa nicht nur zum Opfer sexueller Gewalt, sondern auch zum Opfer eines Justizsystems, das seit Jahrhunderten von einer männlichen Perspektive geprägt ist. Wie sich aber anhand von Tessas Fall zeigt, handelt es sich hierbei um ein System, das nicht ausreicht, um Opfer von sexueller Gewalt wirksam zu schützen. Der Grundsatz prima facie, die Annahme, dass ein Fall auf den ersten Blick ausreichend Beweise liefern muss, greift gerade bei Vergewaltigungsdelikten oft nicht, da die Beweislast fast vollständig beim Opfer liegt, während den Tätern häufig zugutegehalten wird, dass Zweifel an der Aussage des Opfers bestehen könnte. Das Stück, bzw. der Roman endet mit einem emotionalen Plädoyer, die gängige Rechtspraxis diesbezüglich neu zu überdenken. 

Didaktische Hinweise

Suzie Millers Roman eignet sich sehr gut als Klassenlektüre in den Fächern Deutsch, Ethik, Wirtschaft und Recht sowie PUG, da das Werk zahlreiche Anknüpfungspunkte für Diskussionen und Reflexionen zu juristischen, gesellschaftlichen und moralischen Fragestellungen bietet. Darüber hinaus werden universelle Themen wie Macht, Gerechtigkeit und die Rolle des Rechts in einer demokratischen Gesellschaft behandelt. Im Deutschunterricht kann bei der Rezeption des Romans auch auf aktuelle Inszenierungen Bezug genommen werden, wie etwa die am Münchner Residenztheater. Viele Bühnen bieten außerdem theaterpädagogische Begleitprogramme für Schülerinnen und Schüler an. Die Auseinandersetzung mit dem Stück kann dazu beitragen, diese für ein gesellschaftlich relevantes Thema zu sensibilisieren.

Weiterführende Materialien zum Thema:

Ferdinand von Schirach (Roman) 

Sie sagt, er sagt 

Sie sagt, er sagt - Dokumentation

Sie sagt, er sagt - Dokumentation aus dem Gerichtssaal

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Philosophie
  • Wirtschaft/Recht
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Berufliche Orientierung
  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2025

ISBN

9783910372450

Umfang

352 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book
  • Hörbuch