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Gerd Hankel: Die Leipziger Prozesse

Besprechung

Die Leipziger Prozesse waren die Strafverfahren vor dem Reichsgericht in den Jahren 1921 bis 1927 gegen deutsche Soldaten und Offiziere, denen die Beteiligung an Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg zur Last gelegt wurde. Mit der Durchführung dieser Verfahren entging Deutschland dem Auslieferungsverlangen der alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs, die etwa 900 Beschuldigte vor ein alliiertes Gericht (ähnlich dem Nürnberger Militärgerichtshof nach dem Zweiten Weltkrieg) stellen und aburteilen wollten. Von den Beschuldigten wurden letztlich nur sieben zu recht moderaten Freiheitsstrafen verurteilt und zehn freigesprochen. Alle anderen Verfahren endeten mit einem Einstellungsbeschluss. Neben der durchgehend deutlich werdenden nationalistischen Parteilichkeit der mit den Verfahren befassten Juristen spielten aber auch grundsätzliche Schwierigkeiten der rechtlichen Würdigung von Geschehnissen im modernen Krieg eine Rolle. Die Massivität der Gewaltanwendung, die Unübersichtlichkeit des Kriegsgeschehens und dessen propagandistische Überzeichnung auf beiden Seiten erschwerten häufig die Aufklärung des Tathergangs und die Beweisführung gegen die Beschuldigten. Hinzu kam die Problematik der rechtlichen Seite: Soweit der Begriff Kriegsverbrechen überhaupt kodifiziert war, gab es große Interpretationsspielräume, die beide Seiten für sich ausnutzten, während es in Teilbereichen (Luftkrieg, Seekrieg) nur unzureichende Normierungen gab. Das Buch enthält einen umfangreichen Anmerkungsapparat (leserfreundlich in Form von Fußnoten), ein umfassendes Quellen- und Literaturverzeichnis sowie ein Personenregister.

Didaktische Hinweise

Obwohl es im Kern auf eine Dissertation zurückgeht, ist es auch für Nichtjuristen verständlich geschrieben. Es ist übersichtlich gegliedert, sodass es ohne Weiteres auszugsweise gelesen werden kann und auch einzelne Kapitel z. B. zur strafrechtlichen Aufarbeitung von Verbrechen im U-Boot-Krieg oder im Luftkrieg im Rahmen der Arbeit an Referaten oder Facharbeiten ausgewertet werden können. Aus dem abschließenden 3. Teil zu den Nachwirkungen ergeben sich gute Ansatzpunkte für eine vergleichende Betrachtung mit der juristischen Aufarbeitung der Kriegsverbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg in den Nürnberger Prozessen bis hin zur Weiterentwicklung einer internationalen Strafjustiz mit der Einrichtung des Internationalen Strafgerichtshofs der Vereinten Nationen.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Geschichte, Archäologie

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Geschichte

Erscheinungsjahr

Hamburg

ISBN

9783930908859

Umfang

550 Seiten

Medien

  • Buch