Manuele Fior: Fünftausend Kilometer in der Sekunde

Besprechung

Der Autor und Zeichner dieser Graphic Novel ist Italiener und lebt nach Aufenthalten in Deutschland und Norwegen in Paris. Sein Roman, für den er 2011 beim Comic-Festival in Angoulême den Preis für das beste Album erhielt, spielt in Italien, Ägypten und Norwegen. Jedes Land hat seine speziellen Farben: Italien, das Land der Sonne, ist vor allem gelb und grün, Norwegen, das Land der langen Winter, ist blau und grün, Ägypten ist braun, mit orange und etwas grün. Neben der Unsicherheit der Liebe geht es um die Entwurzelung, wenn man seine Heimat verlässt. Der Titel spielt an auf die scheinbare Überwindung der Distanzen durch die elektronischen Hilfsmittel. Zwischen den einzelnen Kapiteln liegen mehrere Jahre und man kann nur aus dem Zusammenhang erschließen, was inzwischen passiert ist. Die Handlung beginnt in Italien, der Heimat der drei Freunde, damit, dass sich Piero und Nicola in das Mädchen Lucia, auch Lucy, verlieben. Sie geht mit Piero aus. Nun werden wir Zeuge eines ganzen Lebens mit Liebe, Freundschaft, Treue und Verrat, mit Echtem und Fantasiertem, das keinem der drei den Wunsch nach Glück erfüllt. Nach einer Lücke von Monaten oder sogar Jahren – die eigentliche Liebesgeschichte fehlt - geht Lucia für ein Semester nach Norwegen, macht Schluss mit Piero, der sich in Ägypten nach ihr verzehrt, aber auch erfährt, dass seine neue Freundin ein Kind von ihm erwartet, heiratet den Sohn der Gastfamilie, bekommt ein Kind, trennt sich und kehrt nach Italien zurück, weil sie merkt, dass sie nur dort zuhause ist. Inzwischen hat sie wieder Kontakt mit Piero aufgenommen, der verheiratet ist und zu Ausgrabungen immer wieder nach Ägypten reist. Viele Jahre später trifft sich Lucia, die mit ihrer inzwischen achtjährigen Tochter wieder bei ihrer Mutter in Italien lebt und einige Kilo zugelegt hat, noch einmal mit Piero. Es regnet und es ist Nacht, daher ist auch der Schluss in Italien zunächst in dunklen Farben gezeichnet. Beide versuchen ihre Beziehung wieder aufleben zu lassen, aber sie sind sich zu fremd geworden. Lucia gesteht nicht, dass sie inzwischen mit Nicola zusammen ist. Das letzte Kapitel zeigt uns wieder das sonnige und warme Italien und blickt auf die erste Zeit und Lucias verhängnisvolle Spielerei mit den beiden Jungen zurück.