Zeina Abirached: Piano Oriental
Besprechung
Die neue Graphic Novel der Autorin von „Das Spiel der Schwalben“ hat zwei Erzählebenen: die Gegenwart mit ihrem eigenen Leben zwischen Beirut und Paris und die Geschichte ihres Urgroßvaters Abdallah Kamanja. Der arbeitete neben seiner Anstellung am Beiruter Güterbahnhof als Klavierstimmer und hatte den Traum ein Klavier zu bauen, mit dem man orientalische Musik, mit den typischen Vierteltönen spielen kann. Als es ihm gelingt und er nach Wien eingeladen wird, sind die Klavierbauer begeistert und bitten ihn, eine Anzahl Bestellungen zu organisieren. Doch im Libanon will sich niemand so recht interessieren. Schließlich gelingt es ihm und seinem treuen Freund Victor, libanesische Künstler für die Idee zu gewinnen. Doch als es endlich so weit ist, dass das Klavier gebaut werden könnte, stirbt Abdallah. Den 15 Jahre dauernden Bürgerkrieg erlebt er nicht mehr. Mit allen möglichen Neuerungen kommt wenige Jahre später auch der Synthesizer mit einem „Oriental Modus“ auf den Markt, mit dem man ganz leicht von einem System zum anderen wechseln kann, und das „Piano oriental“ bleibt ein Einzelstück. So symbolisiert der Traum des Abdallah Kamanja irgendwie auch den Traum von einem modernen Orient. Zeina Abirached hat ihre vom Bürgerkrieg geprägte Jugend in „Das Spiel der Schwalben“ erzählt. Hier berichtet sie von ihren Schwierigkeiten mit der französischen und der arabischen Sprache, mit den verschiedenen „Tonarten“ und von ihrer Sehnsucht nach Beirut, wenn sie in Paris ist, und umgekehrt. Die Zeichnungen sind ganz Schwarz-Weiß, wie die Tasten eines Klaviers oder Abdallahs neue Schuhe, meist ist der Untergrund schwarz und die Zeichenstriche sind weiß. Manche Zeichnungen nehmen eine oder eine Doppelseite, einmal gar vier Seiten zum Aufklappen ein, etwa wenn sie das Mikado ihrer zwei Sprachen darstellt oder die Erfindung des Urgroßvaters, mit Hilfe eines dritten Pedals auf der herkömmlichen Tastatur eine orientalische Tonleiter zu spielen.
Didaktische Hinweise
Text, Handlung und Zeichnungen spielen ineinander – wie das gelingt lässt sich exemplarisch oder an der ganzen Graphic Novel zeigen. Die historischen Hintergründe des Bürgerkriegs in Beirut und die aktuelle Lage sollten erarbeitet werden. Davon erzählen die beiden ersten Comics der Autorin. In diesem Band hat sie der eleganten Stadt Beirut der 60ger Jahre ein Denkmal gesetzt.
Gattung
- Comics, Comic-Romane, Graphic Novels
Eignung
als Klassenlektüre geeignetAltersempfehlung
Jgst. 8 bis 13Fächer
- Deutsch
- Französisch
- Kunst
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783945034484Umfang
212 SeitenMedien
- Buch