Leyb Kvitko; Inbal Leitner (Illustr.): Tollpatsch Lemmel
Besprechung
In diesem farbenfroh gestalteten Bilderbuch des von den Herausgeberinnen Caroline Emig und Sabine Koller wiederentdeckten jiddisch-russischen Autors Leyb Kvitko begegnen wir dem schelmischen Tollpatsch Lemmel. Er hat nur Flausen im Kopf und gerät stets in peinliche Situationen. Die in Gedichtform vorgestellten Abenteuer des Tollpatsch Lemmel zeigen ein schusseliges, aber liebenswertes Kind: Mal endet Lemmel in einem Dorf und weiß nicht, ob es Bembe oder Drembe ist. Dabei hat er doch seine Schuhe in Richtung Drembe gestellt, als er sich während einer Ruhepause auf der Reise neben dem Fliederbusch schlafen gelegt hat. Leider hat ein Stier aber dann die Schuhe ohne Lemmels Wissen verdreht. Oder Lemmel bringt die Aufgaben, die ihm seine Mutter aufgetragen hat, völlig durcheinander und hackt die Teller anstatt das Holz oder singt dem Hahn statt seiner Schwester ein Schlummerlied. In einem weiteren Erzählgedicht wird ihm seine Naschsucht zum Verhängnis: Zwar erreicht Lemmel den Krug mit den süßen Sachen, der weit oben auf dem Kachelofen steht, doch der Nimmersatt schläft ein und seine Freunde spielen ihm einen Streich, so dass er nicht mehr ohne Hilfe vom Kachelofen kommt. Da wird ihm die klar, wie wichtig das Teilen mit Freunden ist.
Didaktische Hinweise
Dieses Bilderbuch nimmt die Leserschaft mit in eine vergangene jüdische Welt, die im östlichen Europa im 20. Jahrhundert spielt. Leyb Kvitko war zu dieser Zeit einer der bekanntesten sowjetischen Kinderbuchautoren. Er zeigt uns auf humorige Art die Welt des liebevollen Tollpatsch Lemmel und mit ihm Traditionen, die heute vergessen sind. Hierzu zählen beispielsweise das Einkochen und Einsäuern von Obst und Gemüse: Wenn man es kochte, in Gläser oder Krüge füllte, blieb es für lange Zeit essbar. Und genau diese süßen Sachen sind es, die die Kinder in einer Welt ohne konventionelle Süßigkeiten lieben. Oder dass der Ofen eine zentrale Rolle in den Haushalten spielte, um beispielsweise Speisen warm zu halten oder als Ablagefläche diente. Den Schelmereien der Hauptfigur werden durch die vielfarbigen Illustrationen von Inbal Leitner ein besonderer Charme verliehen. Kindgerecht und humorig werden diese Schelmengeschichten in Gedichtform präsentiert. Daran anknüpfend können die jungen Leserinnen und Leser eigene Erlebnisse einbringen. Anhand der Darstellung der Figuren, der Tiere und der Natur wird die Botschaft des Bilderbuches neben dem Text deutlich transportiert: Es wird eine idyllisch anmutende Welt für Kinder gezeigt, die dazu anregt, ein tiefgründigeres Verständnis für die Umgebung zu entwickeln. Die lebendige Lyrik wird in Jiddisch mit deutscher Übersetzung aufgelegt. Der reduzierte Textumfang und der große Bildanteil erleichtern Erstleserinnen und Erstleser den Zugang. Das Bilderbuch kann im Vorschulbereich sowie als Vorlesetext eingesetzt werden. Wegen seines ansprechend gestalteten Layouts ist es auch als Geschenk geeignet. Übersetzt wurde das Bilderbuch aus dem Jiddischen von Peter Comans. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden die Ziele Gesundheit und Wohlergehen (3) sowie Leben an Land (15) angesprochen.
Gattung
- Bilderbücher
- Lyrik
Eignung
für die Schulbibliothek empfohlen und zum VorlesenAltersempfehlung
Jgst. 1 bis 1Fächer
- Deutsch
- Interkulturelle Erziehung
FÜZ
- Interkulturelle Bildung
- Soziales Lernen
- Werteerziehung
- Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
Erscheinungsjahr
2023ISBN
9783945530429Umfang
40 SeitenMedien
- Buch