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Casjen Griesel und Tina Pahnke: Mond, Sterne und dazwischen wir

Besprechung

Geschichten aus unserem bunten Universum

Das ansprechende Cover, auf dem ein Kind nach einem Stern greift, lädt zu abenteuerlichen Geschichten ein. Viele dieser Geschichten mischen auf charmante Weise Realität und Fiktion. Auf diese Weise werden typische familiäre sowie gesellschaftliche Probleme, denen heutzutage zahlreiche Kinder ausgesetzt sind, in sensibler Weise thematisiert. Dabei bleibt viel Raum, um über eigene Lösungswege im Umgang mit belastenden Situationen nachzudenken. Das Buch enthält insgesamt 18 kurze Geschichten auf 192 Seiten, die Seitenlänge der Einzelgeschichten variiert.

Kurze Inhaltszusammenfassungen zu drei ausgewählten Geschichten:

„Das Lied der Weltraumwale“ von Heike Westendorf (S. 20-29)

Io, ein Mädchen vom Planeten Neptun, ist mit seinem alleinerziehenden Vater unterwegs im eigenen Raumschiff. Sie entfernen sich immer weiter von ihrem Heimatplaneten, um Weltraumwale aufzuspüren. Ios Vater handelt mit Sternenstaub. Der Sternenstaub ist die Lebensgrundlage der kleinen Familie. Dieser sammelt sich in den Hautfalten der Weltraumwale und kann von Io mit einem kleinen Meisel abgeschlagen und aufgefangen werden. Aber dazu muss ihr Raumschiff nahe an die Tiere herankommen. Die Weltraumwale jedoch lassen sich immer seltener sehen, sodass Io und ihrem Vater ein Abrutschen in die Armut droht. Als sich nach langer Suche endlich zwei Weltraumwale zeigen, passiert gleichzeitig Dramatisches auf dem Planeten Erde. Io muss innerhalb kurzer Zeit eine wichtige Entscheidung treffen. Sie rettet Leben, bringt dadurch aber ihren Vater und sich in existenzielle Not, bis ein kleines Lied Wunder bewirkt ...

„Pommesbunker“ von Petra Ottkowski (S. 157-168)

„Mobbing und Mut fangen mit M an” und „Mängelexemplar fängt auch mit M an” sind zwei im Kopf haftenbleibende Aussagen aus der Geschichte Pommesbunker. Pia ist ein Mädchen mit kräftiger Statur. Sie geht in die Parallelklasse der Ich-Erzählerin Sonja. Als in der Schule eine Antimobbingwoche in allen Unterrichtsfächern stattfindet, macht sich Sonja, die bislang eher eine stille Beobachterin der Mobbingattacken gegen Pia war, Gedanken um das Verhalten der vermeintlichen Freunde. Dann wird sie im Schwimmbad plötzlich selbst zur Zielscheibe der Mobber. Genau in dieser Situation findet sie aber Unterstützung durch Pia, die es schafft, dem Drahtzieher Kai einen Denkzettel zu verpassen und innere Größe zeigt.

„In Opas Universum“ von Susanne Maria Emka (S. 179-186)

Opa hat Geburtstag und die Familie macht sich auf den Weg ins Pflegeheim. Und: Opa ist an Demenz erkrankt. Alle Familienmitglieder wissen, dass keine normale Geburtstagsfeier stattfinden wird, denn Opa wird die Familie nicht erkennen. Opa lebt gedanklich in einer früheren Welt und sieht in seinen Besuchern wechselnde Personen aus seiner Vergangenheit: „Wir wussten, was uns erwartete. Zumindest grob. Wir würden unsere Rollen gut spielen, denn darin waren wir geübt. Was wir allerdings noch nicht wussten, war, wer heute wer sein würde“. Aber dann fällt es doch nicht allen Familienmitgliedern so leicht, in eine Rolle zu schlüpfen, sodass die Feier zu misslingen droht. Gut, dass der Enkel Ferdinand genau weiß, wie er das Herz des dementen Großvaters erreichen kann.

Didaktische Hinweise

Die 18 Geschichten haben im Durchschnitt eine Länge von ca. 10 Seiten und können gut in einer Unterrichtsstunde erlesen und besprochen werden. Das Buch wird von Verlagsseite ab 10 Jahren empfohlen. Einige Geschichten sind eher für die Jahrgangsstufen 5 und 6 geeignet – vor allem die Geschichten, in denen sich Realität und Fiktion mischen. Andere Geschichten lassen sich auch in den Jahrgangsstufen 7 und 8 noch gut thematisieren. 

Sehr hilfreich ist das Verzeichnis am Ende des Buches, in dem zu jeder Geschichte aufgelistet ist, welche Themen die jeweilige Geschichte umfasst. Beispiel: „Das Lied der Weltraumwale – Flucht, Migration, Armut, alleinerziehender Vater“ So kann gezielt nach bestimmten Themenschwerpunkten ausgewählt werden.

Informative kurze biografische Texte zu allen Autoren sind ebenfalls im Anhang zu finden.

Alle Geschichten verbinden Begriffe wie zum Beispiel Stern, Sternschnuppe oder unbekannte Wesen von anderen Planeten. Aber allen Geschichten ist auch gemeinsam, dass Kinder und Jugendliche in problematischen Situationen Trost und Hilfe bei der Problemlösung finden.

Bei vielen Geschichten bietet es sich an, über die zu Beginn des Textes abgedruckte Illustration oder über den Titel der Geschichte einen ersten Zugang zur Thematik zu finden. So ist bei der Geschichte „Das Lied der Weltraumwale“ von Heike Westendorf ein Schwarzweißbild mit einem glitzernden Wal vor einem Sternenhimmel zu sehen. Die Schülerinnen und Schüler könnten zunächst äußern, was sie für eine Vorstellung von möglichen Walen im Weltraum haben, aber auch nennen, was sie über real existierende Wale auf der Erde wissen. In Verbindung mit dem Titel der Geschichte könnte das Phänomen der Walgesänge angesprochen werden. Denn der Gesang eines kleinen Erdenmädchens bewirkt bei den Weltraumwalen Erstaunliches.

„Pommesbunker“ eignet sich gut, um das Thema „Mobbing“ zu besprechen. Die Geschichte bietet viele Möglichkeiten, die typischen Mobbingprozesse und die typischen Rollen, die Mitwirkende einnehmen – wie Mobbingverursacher, Mitläufer, Mobbingopfer – in den Gesprächsmittelpunkt zu stellen. Pias und Sonjas Weg aus der Rolle des Mobbingopfers heraus zeigt starke Charaktere auf, die vorbildhaft sein können.

„In Opas Universum“ greift die Thematik Demenz auf, mit der viele Kinder in ihren Familien konfrontiert sind. Wie schwer es oft fällt, zusehen zu müssen, wie ein geliebtes Großelternteil in eine eigene, ferne Gedankenwelt versinkt und die Familienmitglieder gar nicht mehr erkennt, wird Kindern gegenüber bislang nur selten angesprochen. Die Geschichte eignet sich gut, um Schülerinnen und Schülern, die in einer ähnlichen familiären Situation sind, einen Gesprächsanlass sowie Raum zu geben, um mit einer derartigen Belastungssituation fertigwerden zu können. Auch ein Rechercheauftrag zum Thema „Demenz“ könnte sinnvoll an die Lektüre der Geschichte angeschlossen werden.

Wer mit seinen Schülerinnen und Schülern gerne einen Zugang zu „alltäglichen“ Problemen über einen Geschichtenmix aus Realität und Fantasy finden möchte, begegnet in dieser Textsammlung vielen liebenswerten Protagonisten und zum Nachdenken anregenden Inhalten.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

in Auszügen geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 5 bis 8

Fächer

  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Deutsch
  • Interkulturelle Erziehung

FÜZ

  • Familien- und Sexualerziehung
  • Interkulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783947066032

Umfang

192 Seiten

Medien

  • Buch