mobile Navigation Icon

Christine Schulz-Reiss; Regina Kehn (Illustr.): Marie Curie – eine Frau verändert die Welt

Besprechung

Ein hinreißendes Bilderbuch über die zweifache Nobelpreisträgerin Marie Curie

Nach Büchern über Johannes Gutenberg, Leonardo da Vinci und Fernando Magellan ist nun in der Reihe „Kinder entdecken berühmte Leute“ des Kindermann Verlags ein Band über Marie Curie erschienen. Der Text stammt wie in den anderen Werken von Christine Schulz-Reiss, illustriert wurde er dieses Mal sehr anrührend und lebendig von Regina Kehn.

Die abwechslungsreich gestalteten Doppelseiten zeigen zahlreiche Facetten des bewegten Lebens der genialen Wissenschaftlerin auf: die Kindheit in Warschau mit den liebevollen Eltern, dem klugen Vater, der fünf Sprachen beherrschte und seine fünf Kinder in die Welt der Naturwissenschaft und der Kultur einführte. Aber schon früh hatte Marie Curie mit Schicksalsschlägen zu kämpfen: Der Vater verlor seine Anstellung als Konrektor, weil er unter der russischen Besatzung auf Polnisch unterrichtete, eine ältere Schwester und die Mutter starben früh, und die überaus begabte Marie hatte aufgrund der finanziellen Situation keine Chance auf ein Studium. Zusammen mit ihrer Schwester Bronia gelang es ihr aber dennoch, ihren Traum zu verwirklichen; sie schafften es gemeinsam nach Paris, wo Bronia Medizin und Marie schließlich Physik und nach ihrem Abschluss als Jahrgangsbeste auch Mathematik und Chemie studierte. Besonders beeindruckend ist die Zähigkeit und der Wissensdurst der jungen Frau. Schon früh wird deutlich, dass sie um neuer Erkenntnisse willen auf sich und ihre Gesundheit keine Rücksicht nimmt; das wird ihr später, als sie die Elemente Polonium (das Marie Curie nach ihrer Heimat Polen benannte) und Radium entdeckte, zum Verhängnis. Zusammen mit ihrem Mann Pierre Curie scheute sie keine Anstrengung, um den reinen Stoff aus Radiumsalzen zu gewinnen. Beide setzten sich bei ihren Versuchen ständig den radioaktiven Strahlen aus und Pierre ging sogar so weit, die Wirkung des Radiumsalzes auf dem eigenen Unterarm auszuprobieren, mit äußerst schädlichen Folgen.

Nach der Entdeckung der beiden neuen Elemente wurde Pierre Curie zusammen mit Henry Becquerel, dem Entdecker der radioaktiven Strahlen, der Nobelpreis verliehen, Marie wurde zunächst übergangen; Pierre jedoch drohte damit, dass er den Preis nicht annehmen würde, wenn Marie ihn nicht auch bekäme. Die Liebe zwischen den beiden Wissenschaftlern gehört zum Anrührendsten in diesem wundervollen Buch. Als Pierre 1906 stirbt, ist Marie zunächst verzweifelt und untröstlich, setzt aber dann ihre Studien fort und unterrichtet schließlich an der Pariser Universität; sie war die erste Frau, der eine Professur angeboten wurde, allerdings nur, weil sie die Nachfolge ihres Mannes antrat, was sie selbst sehr empörte. Sie forschte weiter und erhielt 1911 den zweiten Nobelpreis, dieses Mal für Chemie

Aber nicht nur Marie Curies Begeisterung für die Wissenschaft und ihre Genialität sind mehr als eindrucksvoll, auch ihre Selbstlosigkeit ist überwältigend. So lehnten sie und Pierre es ab, für die Radiumgewinnung ein Patent anzumelden, weil sie davon überzeugt waren, dass die wissenschaftliche Erkenntnisse allen Menschen zugutekommen sollten und sich niemand daran bereichern durfte. Während des Ersten Weltkriegs richtete Marie Curie zusammen mit ihrer Tochter Irène (die 1935 ebenfalls mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde) fahrbare Röntgen-Stationen ein, die „kleinen Curies“, die dabei halfen, Millionen von Schwerstverletzten auf den Schlachtfeldern zu versorgen. Marie Curie fuhr mit ihrer Tochter mit, bildete Sanitäter aus und röntgte selbst.

Marie Curie starb schließlich 67-jährig an den Folgen der radioaktiven Strahlen, denen sie sich während ihrer jahrelangen Forschungsarbeit ausgesetzt hatte.

Didaktische Hinweise

Für Kinder ab 8 Jahren ist dieses anrührend geschriebene und wunderschön gestaltete Buch eine ausgezeichnete Einführung in die Welt der Naturwissenschaften. Es zeigt anhand von Marie Curies Leben, dass Forschung und Erkenntnisgewinn eine Bereicherung für das menschliche Leben sind und trotz aller Anstrengung erfüllend sein können. Beeindruckend ist auch die Liebe zwischen Marie und Pierre, die sich als gleichberechtigte Partner begriffen und gemeinsam nach neuen Einsichten suchten.

Regina Kehns Bilder schaffen eine entweder heitere Atmosphäre, etwa wenn von Maries Kindheit erzählt wird, oder auch eine eher gedämpfte und gedrückte Stimmung, wenn Maries Armut während ihres Studiums gezeigt wird. Das Buch eignet sich als Grundlage für kleine Referate und zum Vorlesen, wobei man die wunderbaren Illustrationen unbedingt zeigen sollte.

Gattung

  • Bilderbücher
  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts
  • Forschen, Entdecken, Experimentieren

Eignung

themenspezifisch geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 6

Fächer

  • Chemie
  • Deutsch
  • Natur und Technik
  • Physik (PCB)

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Technische Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9783949276064

Umfang

40 Seiten

Medien

  • Buch