Julius Thesing: You don't look gay

Besprechung

Eine Auseinandersetzung mit homophober Diskriminierung

Der Autor gibt einen Einblick in seine Biographie, die auch von homophober Diskriminierung geprägt ist. Sein Ziel ist es, dass sich die Leserinnen und Leser mit den Geschichten von Menschen auseinandersetzen, deren Lebensrealität von der eigenen abweicht. Thesing zeigt in verschiedenen Kapiteln auf, wie sich alltägliche Diskriminierung von homosexuellen Menschen zeigt. Besonders eingänglich sind dabei seine Ausführungen zu diskriminierender Sprache, die jeder Leser und jede Leserin bestimmt schon einmal gehört oder vielleicht sogar selbst schon einmal benutzt hat. Thesing macht deutlich, dass die Sprechenden einen Kollateralschaden in Kauf nehmen, auch wenn sie vielleicht „gar nicht so meinen”. Seine Texte illustriert er selbst sehr großflächig und ansprechend. In jedem Kapitel finden sich auch aussagekräftige Zitate, die homophobe Diskriminierung überdeutlich machen. In einem Kapitel erzählt er sehr persönlich über die Suche nach der eigenen sexuellen Orientierung und schließlich über sein eigenes Coming-out, das er lange fürchtete. Thesing informiert darüber, dass in 73 Staaten Homosexualität verboten ist und in manchen Staaten sogar unter Todesstrafe steht. Die Leserinnen und Leser erfahren etwas über die „straight”-Gegenbewegung, in der sich vor allem weiße heterosexuelle cis-Menschen als unterdrückte Mehrheit inszenieren. Angesprochen wird auch das Thema der durch den Staat anerkannten Ehe für alle, eine vertiefte Thematisierung der Frage nach der Möglichkeit von Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare bleibt aber aus.