mobile Navigation Icon

Jana Berger: Mutter Natur und ihre Kinder

Besprechung

Mutter Natur bleibt in diesem Roman keine Metapher, sondern nimmt reale Gestalt an. In „Mutter Natur und ihre Kinder” mischen sich Fiktion und Realität. Alesandro ist der jüngste Sohn von Mutter Natur, der Erhalterin, und ihrem Mann, dem Zerstörer. Nachdem der Vater Mutter Natur schon vor der Geburt des jüngsten Kindes verlassen hat, hält die Mutter das Baby vor der Familie geheim und lässt es im Verborgenen – völlig abgeschirmt von der Außenwelt – aufwachsen. Dies soll es vor den zerstörerischen Menschen bewahren. Das heranwachsende Kind lernt fortan alles Wichtige über die Natur der Erde aus Büchern. Als es zu einem jungen Mann herangereift ist, kann dieser dem schützenden Gefängnis entfliehen und gelangt in die Zivilisation. Dort muss er sich vielem Unbekannten stellen und erkennt sehr schnell, dass die Menschen über Jahrhunderte hinweg Raubbau an der Natur betrieben und die Existenz der Erde und der gesamten Menschheit dadurch stark gefährdet haben. Seiner Bestimmung gemäß setzt er alles daran, die Umweltzerstörung aufzuhalten und die Erde zu retten. Mehrfach geht er dabei bis zum Äußersten, setzt all seine magischen Kräfte ein und bringt dadurch sein eigenes Leben in Gefahr. Zum Glück findet er aber unter den Menschen auch Freunde und Mitstreiter, die sich in den Dienst der Klimarettung gestellt haben. Ein Weg, die Erde zu retten, scheint gemeinsam gefunden. Dass dies insbesondere auch durch die Liebe zu der Menschenfrau Alina möglich wird, macht das Ende des Buches zu einem echten Happy End.

Didaktische Hinweise

Der Roman erzählt eine fiktive Geschichte, in die viele Fantasien der Menschen eingebunden sind: die Wandelbarkeit von Menschengestalt in Tiergestalt, Blumenkinder, die in den Blüten leben, sowie eine personifizierte Mutter Natur mit magischen Kräften, die auch ihren Nachkommen zu eigen sind – also Dinge, die sich dem rational Denkenden entziehen. Daneben spielt die Geschichte in der realen Welt – in einer Zeit, in der sich das Bewusstsein der Menschheit für die dringende Notwendigkeit des Natur- und Klimaschutzes zur Erhaltung des Lebensraumes Erde gerade ausbreitet.

Um dieses Bewusstsein bei den Leserinnen und Lesern zu schaffen, bietet das Buch sehr viele sehr gut recherchierte Sachinformationen rund um das Thema Umweltzerstörung durch den Menschen. Daneben wird viel Wissenswertes rund um die Natur – um Pflanzen, Lebewesen sowie Naturphänomene auf der Erde – vermittelt. Man erhält auch viele Gedankenanstöße zu Themen wie Korruption, Gier, Ichbezogenheit, Machtstreben und die Geltungssucht vieler Menschen. Manchmal etwas klischeehaft, werden all die Laster und dunklen Seiten des Menschlichen aufgeführt. Dem entgegengesetzt zeigt die Autorin aber auch die Chancen von Menschlichkeit, Freundschaft und Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserem Planeten auf. Verwoben hat Jana Berger ihre Botschaft an die Leserinnen und Leser, die Umwelt zu schützen und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, in eine Liebesgeschichte zwischen Mensch und Fantasiewesen. So gelingt es der Autorin, die oftmals stark auf Information und Appell ausgerichteten Passagen in einen spannungsvollen, emotional anrührenden Kontext einzubetten. Das Happy End vermag die Lesenden hoffnungsvoll zurückzulassen, die Erde könne noch gerettet werden.

Hierin ist auch der didaktische Schwerpunkt zu sehen. Bei den Schülerinnen und Schülern soll ein Bewusstsein geschaffen werden, dass jede(r) Einzelne in der Verantwortung für unsere Umwelt steht. Ziel muss auch sein, ein Wir-Gefühl zu schaffen: Wir Menschen müssen alles daransetzen, die Natur wieder zu stabilisieren. Wir müssen dazu beitragen, dass die Natur ihre erhaltenden Kräfte wieder stärken und der Menschheit mehr Schutz als Gefahr sein kann. Ausgehend von den Geschehnissen im Buch können exemplarisch Umweltprobleme wie der Borkenkäferbefall der Fichtenwälder und allgemein das bedrohliche Baumsterben in Deutschland und Europa sowie die globale Bedrohung durch die Gletscherschmelze an den Polen zum Unterrichtsthema gemacht und genauer beleuchtet werden. Auch die Probleme einer modernen Wegwerfgesellschaft sowie einer Menschheit, der materielle Statussymbole oftmals wichtiger erscheinen als eine intakte Umwelt, können aufgearbeitet werden. Das Buch bietet – für verschiedene Fächer  – viele Anknüpfungspunkte, um die dringende Notwendigkeit eines globalen Klimaschutzes sowie das umweltbewusste Handeln jedes Einzelnen ins Bewusstsein der Leserinnen und Leser bzw. der Schülerinnen und Schüler zu rücken.

Das Buch ist geeignet, um gerade jungen Menschen viele Sachinformationen zu geben und ein Bewusstsein für den Wert der Natur und die unbedingte Notwendigkeit, diese zu schützen, zu schaffen. Da aber der Protagonist ein junger Erwachsener ist, fühlen sich junge Leserinnen und Leser zwischen 13 und 15 Jahren sicher nicht unmittelbar angesprochen. Auch bewegt sich der Schreibstil der Autorin auf gehobenem Sprachniveau – welches von der Sprachebene Jugendlicher deutlich abgehoben ist. Der durchschnittliche Jugendliche wird an vielen Stellen rein auf der Ausdrucksebene Verständnisschwierigkeiten haben. Das mag die Lesefreude eventuell trüben. Älteren Leserinnen und Lesern, die sicherlich schon ein Grundwissen zum Thema Klimawandel haben, mutet der Erzählstil insgesamt vielleicht recht appellativ an. Der didaktisch erhobene Zeigefinger ist immer wieder spürbar. Sieht man aber davon ab, ist „Mutter Natur und ihre Kinder” ein durchaus lesenswerter Beitrag, um bei den Leserinnen und Lesern ein Bewusstsein für die Dringlichkeit des Umweltschutzes zu schaffen.

Gattung

  • Romane

Zielgruppe

Jugendliche und junge Erwachsene

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 5 bis 9

Fächer

  • Deutsch
  • Umwelterziehung

FÜZ

  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2022

ISBN

9791220119962

Umfang

268 Seiten

Medien

  • Buch