Ethik
Für den Kompetenzerwerb im Fach Ethik stellen Lesefertigkeiten eine unverzichtbare Grundlage dar. Das gilt für alle im Kompetenzstrukturmodell ausgewiesenen Gegenstandsbereiche und prozessbezogenen Kompetenzen sowie für die ethischen Leitbegriffe Normen, Werte, Sinn und Moral.
Die Auseinandersetzung mit wesentlichen Fragen, Gedanken und Vorstellungen vom Menschsein, Zusammenleben, der Religion und Kultur und den ethischen Herausforderungen der modernen Welt erfolgt häufig auf der Basis von Texten.
Für die Arbeit im Ethikunterricht sind daher umfangreiche Fertigkeiten im Erschließen, Aufbereiten und Verarbeiten von Texten unerlässlich. Sie werden kontinuierlich gefördert, bei zunehmendem Anspruchsniveau der verwendeten Lesestrategien.
Textsorten:
Das Fach Ethik zeichnet sich dadurch aus, dass seine Inhalte durch verschiedene Bezugswissenschaften bestimmt werden: Philosophie, Sozial- und Gesellschaftswissenschaften, Psychologie, Religionswissenschaft und, beispielsweise bei Fragen der angewandten Ethik, Naturwissenschaften. Folglich finden im Ethikunterricht viele unterschiedliche Textsorten Verwendung, die jeweils spezifische Anforderungen an die Leserinnen und Leser stellen. Diese lassen sich in Sachtexte (informierende und argumentierende Texte), literarische Texte unterschiedlicher Gattungen und andere Textsorten (religiöse Schriften und diskontinuierliche Formate) gliedern. Bei den argumentierenden Sachtexten spielen insbesondere die philosophischen Texte im Ethikunterricht eine zentrale Rolle.
Welche Textsorten in einer Unterrichtssituation zum Einsatz kommen, hängt von den prozessbezogenen Kompetenzen ab, die schwerpunktmäßig entwickelt werden sollen. Geht es überwiegend um die Kompetenz „Erkennen und verstehen“, stehen informierende Texte im Mittelpunkt, mit denen fachliche Grundlagen gelegt werden (z. B. Lehrtexte, Gesetzestexte, philosophiegeschichtliche Texte). Wenn Kompetenzen aus dem Bereich „Überlegen und urteilen“ gefördert werden, liegt der Schwerpunkt auf philosophischen Texten oder Problemerörterungen. Um die Kompetenzen „Einfühlen und Anteil nehmen“ sowie „Ethisch handeln und kommunizieren“ anzubahnen, werden häufig literarische Texte, z. B. aus der Jugendliteratur, herangezogen, die Perspektivwechsel und Empathie ermöglichen.
Fachspezifische Situationen:
- selbständiger Umgang mit dem Schulbuch
- Inhaltsverstehen durch intensives Lesen
- Informationsrecherche, z. B. durch selektives Lesen
- Referatsvorbereitung, z. B. durch extensives Lesen
- Text als Anregung zu kritischer Auseinandersetzung, z. B. in einer Diskussion
- Erkennen von Werthaltungen und kritische Auseinandersetzung damit
- Texttransformation, z. B. in Form von Perspektivwechsel
- Herstellen eines Bezugs zur eigenen Lebenswirklichkeit
Methoden/Besonderheiten:
Im Ethikunterricht ist die Heterogenität der Schülerschaft besonders ausgeprägt. Dieser Tatsache muss gerade in Lesesituationen Rechnung getragen werden. Aufgrund des Migrationshintergrundes vieler Ethikschülerinnen und -Schüler muss verstärkt sowohl mit Sprachdefiziten und entsprechenden Leseschwierigkeiten als auch mit unterschiedlichen kulturellen Zugängen zu Themen und Texten gerechnet werden.