LiLeStra: Literarisches Lernen mit Strategien
Strategien sind bereits im Lese- und Schreibunterricht etabliert und zählen in diesen Bereichen zu den wirksamsten Fördermaßnahmen (Souvignier 2014, Philipp 2014). Strategien werden aktiv erworben, vielfältig geübt, gezielt aktiviert und sind somit ein funktionales Handlungsmuster. Sie strukturieren und sequenzieren Teilprozesse, können dabei geplant, aber auch automatisiert eingesetzt werden und sind flexibel adaptierbar.
Unter literarischen Strategien verstehen wir erlernte Handlungsmuster, die als flexibel einsetzbare kognitive Werkzeuge die Erschließung, Analyse und Interpretation literarischer Texte im Kontext des weiten Textbegriffes unterstützen/ermöglichen und gezielt die Entwicklung literarischer Kompetenz fördern. Literarische Strategien sind also eine domänenspezifische Form allgemeiner Lernstrategien und weisen auch ähnliche Merkmale auf. Strategien sind aber keine natürlichen Vorgehensweisen, sondern müssen gezielt erlernt werden. Zudem müssen Lernende vom praktischen Nutzen bestimmter Strategien überzeugt sein, um diese tatsächlich einzusetzen. Wird eine Strategie erstmals vermittelt, so haben Lernende oft das Gefühl, dass die Strategie den Lernerfolg erschwert. Neben dem Lerninhalt kommt nun nämlich noch die richtige Anwendung der Strategie hinzu, die erlernt und verinnerlicht werden muss. Daher müssen Schülerinnen und Schüler zuerst am Modell der Lehrkraft sehen (vgl. Modellieren von Lesestrategien), wie eine Strategie funktioniert und von ihrem praktischen Nutzen überzeugt sein, bevor sie diese im Anschluss einüben und selbstständig anwenden. Erst nachdem die Strategie automatisiert wurde, erleben die Lernenden die ersten Erfolgserlebnisse durch deren Einsatz.
LiLeStra ist ein Projekt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Regensburg und Passau (Prof. Dr. Anita Schilcher, Prof. Dr. Markus Pissarek, Dr. Christina Knott, Dr. Teresa Scheubeck, Daria Podwika und Magdalena Schlintl) in Zusammenarbeit mit Lehrkräften (Erika Ohland, Schönwerth-Realschule Amberg; Petra Stich, Staatliche Realschule Burglengenfeld, Margit Kral, Johann-Turmair-Realschule - Staatliche Realschule Abensberg; Nicole Luber - Staatliche Realschule Obertraubling; Martina Pennekendorf, Realschule Schonungen und Teresa Scheubeck, Ludmilla-Realschule-Bogen), dem Projekt KOMPASS und #lesen.bayern.
Weitere Informationen können Sie auch den Projektseiten der Universitäten Passau und Regensburg entnehmen.
Beispiel: Gegensätze untersuchen anhand des Kurzfilms „Alike“ (Lara/Méndez)
Der Kurzfilm Alike erzählt die Geschichte von einem Vater und seinem Sohn, die in einer monotonen, farblosen Welt leben. Der Vater versucht, seinem Sohn beizubringen, wie man in der Gesellschaft funktioniert, während der Sohn seine kindliche Kreativität und Freude ausleben möchte. In ihrer grauen Umgebung fällt ein farbenfroher Geiger als Symbol für Inspiration auf. Das Kind wird von dieser lebendigen Figur angezogen, doch der Vater drängt ihn, sich auf seine Aufgaben in der Schule zu konzentrieren. Mit der Zeit verliert der Sohn seine Lebensfreude und Farbe, was den Vater schließlich dazu bringt, seine Prioritäten zu überdenken. Der Vater erkennt am Ende die Wichtigkeit von Kreativität und Freude im Leben. Gemeinsam bringen sie wieder Farbe und Lebendigkeit in ihre Welt.
Der Kurzfilm „Alike“ beinhaltet viele Gegensätze – seien es die verschiedenen Figuren, die Schauplätze oder auch die unterschiedlichen Normen und Werte. Anhand der Strategiekarte „Gegensätze und ihre Bedeutung untersuchen“ können die semantischen Ordnungen der Geschichte erarbeitet werden. Die folgende Moderationskarte zeigt exemplarisch, wie eine Lehrkraft die dunkelrote Strategiekarte „Gegensätze“ modellierend einführen kann. Weitere Informationen zur Vermittlung von Strategien im Projekt LiLeStra finden Sie auf Lesen in Deutschland.