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Lesestrategien explizit vermitteln: Modellieren

Lesestrategien sind je nach Textsorte, Fragestellung bzw. Leseziel flexibel einsetzbare kognitive Werkzeuge, die das Lesen und Verstehen erleichtern. Schülerinnen und Schüler müssen sich im Leselernprozess Strategien aneignen und es ist mit einem gewissen Aufwand und Zeit verbunden, bis sie diese automatisiert haben und damit für das Lesen entlastend nutzen können. Für die Vermittlung von Lesestrategien hat sich − das belegen Studien − folgender Ablauf bewährt:

  1. Erklären der Strategieanwendung
  2. Modellieren durch Lehrkraft bzw. Schüler/Schülerin
  3. Gemeinsames Üben und Memorieren der Strategie
  4. Angeleitetes Üben mit abnehmender Unterstützung
  5. Eigenständiges Üben

Grafik nachgebaut nach: Philipp, M. (2015). Lesestrategien. Bedeutung, Formen und Vermittlung. Weinheim: Beltz. S. 113.

Beim Modellieren der Lesestrategie fungiert die Lehrkraft als Modell und demonstriert, wie sie die Strategie zum Erarbeiten des Textes nutzt. Dazu verbalisiert sie ihre Gedanken − die Schülerinnen und Schüler beobachten in dieser Phase aktiv. Im weiteren Verlauf leitet die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler dann beim Einsatz der Strategie an und nimmt sich dabei immer weiter zurück, bis die Schülerinnen und Schüler selbständig üben bzw. die Strategie automatisiert nutzen. Das Modellieren von Lesestrategien hat eine hohe Wirksamkeit/Effektstärke (vgl. Souvignier/Antoniou 2007). Das reine Strategiewissen hingegen wirkt sich nur mäßig auf das Textverstehen aus. Es ist also notwendig, Schülerinnen und Schüler zu zeigen, wie sie die Strategien zielgerichtet nutzen können. Im internationalen Vergleich weisen dt. Jugendliche das höchste Strategiewissen auf − was aber nicht mit der besten Lesekompetenz einhergeht: „Jugendliche in Deutschland sind zwar Spitzenreiter im internationalen Vergleich im Lesestrategiewissen, nicht aber in der Lesekompetenz. Das Wissen um erfolgreiche Strategien scheint nicht automatisch zu bedeuten, dass Fünfzehnjährige dieses Wissen auch anwenden. Eine Förderung sollte demnach nicht nur an der Vermittlung von Strategien ansetzen, sondern auch stärker deren Anwendung berücksichtigen.” (vgl.  Reiss, Kristina u.a. (2019): PISA 2018. Grundbildung im internationalen Vergleich, S. 106)

Modellieren von Strategien im lauten Denken

Dr. Johannes Wild vom Lehrstuhl für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Regensburg erklärt in einem Video, weshalb das Vermitteln von Lesestrategien so entscheidend ist und wie Lehrkräfte Strategien entsprechend modellieren. 

Der Artikel „Ein Lesetraining im Distanzunterricht” von Wild, Kraus et al. (2022) unterstreicht die Bedeutung der Vermittlung von Lesestrategien/des Modellierens durch die Lehrkraft. Während der Corona-Pandemie konnte das FiLBY-Lesetraining nicht wie ursprünglich vorgesehen durchgeführt werden. In der Erhebung durch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigt sich dabei, dass "[d]as zentrale Element einer gelingenden Förderung des Leseverstehens während des Distanzunterrichts […] demnach die Einführung der Lesestrategien durch die Lehrkraft [ist]." (S. 94). 

Hier finden Sie zur Unterstützung ein Planungsblatt zur Vorbereitung des Modellierens, erstellt von Herrn Dr. Johannes Wild, Universität Regensburg.