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Anna Dimitrova: Kanak Kids. Halb angepasst und voll dazwischen

Besprechung

Dessislava wird im Münchner Stadtteil Neuperlach groß. Ihre Eltern sind aus Bulgarien eingewandert. Während der Vater in seiner Autowerkstatt mehr mit dem Treffen von Bekannten denn mit Reparieren beschäftigt ist, arbeitet die Mutter hart in einer Münchner Innenstadtfirma. Sie ist es auch, die Dessi nicht in einem Neuperlacher Gymnasium, sondern in einem in der Innenstadt angemeldet hat. Dessis erster Schultag dort ist der erste Tag, an dem sie sich falsch fühlt. Sie merkt, dass das, was sie als deutsche Kultur interpretiert hat, in Wirklichkeit das kulturelle Gemisch des Neuperlacher Sozialgefüges ist. In ihrem Stadtteil leben überwiegend Menschen mit Migrationshintergrund. Weil sie Teil von dieser neuen Schule sein will, passt sie sich an: Sie trägt fortan eine blonde Perücke, blaue Kontaktlinsen und biedere Kleidung. Die beiden Welten hält sie streng getrennt. Das geht so lange gut, bis Bo, der neue Nachbarsjunge, sie bei ihrer Verwandlung in einer Fotokabine auf der U-Bahn-Station erwischt. Weil Dessi, in der Schule Daisy genannt, mit ihrem Schwarm Ferdi zusammenkommt, gehen Bo und Dessi einen Deal ein: Sie geben vor, ein Paar zu sein, damit sich jeder mit seiner verbotenen Liebe treffen kann. Das geht bis zu Daisys bzw. Dessis 17. Geburtstag gut, an dem ihre beiden Freundeskreise aufeinandertreffen und die Wahrheit ans Licht kommt. Beide Gruppen sind sauer auf sie. Dessi scheint ihren bulgarischen Freundeskreis verloren zu haben und auch Ferdi und Chris, ihre deutschen Freunde, wollen nichts mehr von ihr wissen. Das Buch hat ein Happy End, für das Dessislava einen mutigen Schritt wagen muss.
„Kanak-Kids“ ist ein längst überfälliges Buch, das auch einmal die Seite der Jugendlichen mit Migrationshintergrund thematisiert. Anna Dimitrova, die selbst wohl in einer dieser Parallelwelten groß geworden ist, gibt einen bisweilen recht unterhaltsamen Einblick in diese Welt. Während deutsche Leser wohl von manchen Inhalten aus diesem Buch überrascht sein werden, könnte es vielen Kindern mit Migrationshintergrund aus der Seele sprechen. Und so ist das Buch, auch wenn es zwischendrin Längen aufweist, besonders eine Empfehlung für Jugendliche, die auch Angehörige zweier oder mehrerer Kulturkreise sind. Im Unterricht kann gerade dieser Clash of Culture Gesprächsanlass sein, sich über die eigenen erlebten Unterschiede zu unterhalten. Da das Buch aus Sicht einer weiblichen Hauptperson geschrieben ist, eignet sich die Lektüre wohl eher für Mädchen. Im Unterricht lässt es sich dennoch gut in Form einer Gruppenlektüre einbinden.

Didaktische Hinweise

Mögliche Arbeitsaufträge für eine Gruppenlektüre finden sich im Zusatzmaterial. 

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • DaZ - Deutsch als Zweitsprache

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Interkulturelle Bildung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2024

ISBN

9783038800859

Umfang

381 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book